Feierlich bekamen die Junggesellinnen und Junggesellen der Maler- und Lackierer-Innung ihre Gesellenbriefe überreicht.
Freisprechungsfeier der Maler- und Lackierer-Innung Fulda-Hünfeld 2023
Nach der Ausbildung jetzt „freie Platzwahl“
Unter dem Motto „Freie Platzwahl!“ fand die Freisprechungsfeier der Junggesellinnen und Junggesellen der Maler- und Lackierer-Innung Fulda-Hünfeld im Gasthaus „Zum weißen Hirsch“ in Fulda-Edelzell statt. Das Motto erklärte Obermeister Ralf Gutperl in seiner Ansprache: „Freie Platzwahl heißt: Sie können jetzt frei wählen, welchen Platz Sie in Ihrem Beruf einnehmen wollen, und auch, welche Rolle dieser Platz in Ihrem Leben spielen soll. Hören Sie nicht auf Platzanweiser, die Ihnen einen Platz zuweisen oder Sie zu etwas überreden wollen.“ Ohne Frage gebe es auch bei der Auswahl im ersten Anlauf falsche Plätze. Doch Gutperl empfahl: „Dann bleiben Sie nicht auf diesem Platz sitzen, sondern wechseln ihn.“ Humorvoll waren auch die weiteren Ausführungen des Obermeisters und blieb bei dem „roten Faden“ der „freien Platzwahl“. „Wenn Sie den richtigen Platz noch nicht im Auge haben, noch unsicher sind und überlegen, dann lassen Sie sich gut beraten. Doch eines ist gewiss: Schlechte Plätze gibt es bei uns im Maler- und Lackierer-Handwerk nicht, allenfalls solche, die nicht zu uns passen – oder auf die wir nicht passen.“ Trotz aller Metaphern klangen auch ernste Worte in seiner Ansprache an: „In Deutschland steht für über 500.000 kleine oder mittlere Unternehmen in den nächsten fünf Jahren ein Generationenwechsel an. Leider gehen trotz guter Aussichten immer weniger Menschen im Handwerk in die Selbstständigkeit.“ Mit dem Förderprojekt „Nachfolge meistern“ mache der hessische Malerverband auf die Nachfolgelücke aufmerksam und möchte potentielle Nachfolgerinnen und Nachfolger aktivieren. „Auch im Maler- und Lackiererhandwerk sowie in Fahrzeuglackierbetrieben locken viele freie Plätze in der ersten Reihe, als Führungskraft, als Unternehmerin oder Unternehmer.“ Sein Appell: „Nur gemeinsam können wir in unserem farbigen Handwerk die Nachfolge meistern.“
Abschließend verwies Ralf Gutperl auf die vielfältigen Förder- und Aufstiegsmöglichkeiten und fügte augenzwinkernd hinzu: „Jetzt nicht sitzen bleiben, sondern weiterlernen.“
Ebenfalls gratulierte der heimische Bundestagsabgeordnete Michael Brand den Gesellinnen und Gesellen: „Ihr könnt stolz sein auf das Erreichte. Der Beruf als Maler und Lackierer verlangt Kreativität und Können und bietet Euch gute Chancen, denn Ihr werdet gebraucht. Das Handwerk hat auch weiter goldenen Boden. Ohne das Handwerk läuft nichts.“ Brand dankte „aus voller Überzeugung“ der Innung, den Betrieben, Prüfern und der Kreishandwerkerschaft für ihr „großes Engagement und wichtige Begleitung der Nachwuchskräfte.“
Gratulant war ebenfalls Landrat Bernd Woide, der die Junggesellinnen und Junggesellen zu ihrer guten Berufswahl beglückwünschte: „Nicht jeder muss studieren, die Ausbildung ist eine ideale Alternative, eine Ausbildung im Handwerk eine besondere Alternative. Mit dem Abschluss haben Sie eine solide Basis geschaffen.“ Der Politiker forderte die Junggesellinnen und Junggesellen auf, in ihrem Beruf weiter voranzukommen und – wenn möglich – auch in der Region zu bleiben. „Wenngleich das Handwerk oftmals noch zu wenig wahrgenommen wird, kann ich Ihnen versichern: Wir brauchen Sie hier in unserer Region.“
Diesem Tenor schloss sich in ihren Grußworten die Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Fulda, Gabriele Leipold, an: „Jeder von Ihnen kann jetzt einen Beitrag dazu leisten, das Handwerk in unserer Region zu stärken und mit Leben, mit neuen Ansätzen und eigenen Ideen zu füllen.“ Am Ball zu bleiben, laute jetzt die Devise und dabei sei es wichtig, sich stets Ziele für die weitere berufliche Zukunft zu setzen. Abschließend betonte Gabriele Leipold: „Gehen Sie Ihren Weg, setzen Sie sich Ziele und verfolgen Sie diese. Bleiben Sie offen für alles, was sich Ihnen an Chancen bietet. Seien Sie mutig, aber werden Sie nicht übermütig.“
Die Schulleiterin der Ferdinand-Braun-Schule, Ulrike Vogler, stellte gleich anfangs ihrer Rede die Frage: „Wie dürfen Sie jetzt Ihren Erfolg bewerten?“ Die Pädagogin übernahm die Beantwortung dieser Frage mit einem Zitat von Henry Ford: „Erfolg besteht darin, dass man genau die Fähigkeiten hat, die im Moment gefragt sind.“ Was das bedeutet, folgte in den weiteren Ausführungen: „Sie haben in den zurückliegenden Jahren Ihrer Ausbildung in Schule und Betrieb die Eigenschaft erworben, etwas zu können – so definiert Google den Begriff ‚Fähigkeit‘. Aber ‚Können‘ setzt Wissen voraus und damit verbunden die Fähigkeit, dieses Wissen auch anzuwenden. Durch Ihre Ausbildung, verfügen Sie über ein großes Maß an Fachwissen. Ihr Erfolg wird aktuell ‚pi mal Daumen‘ gebildet aus ca. 85 Prozent Fachkompetenz und aus ca. 15 Prozent persönlicher Kompetenz.“ Und weiter erläuterte Ulrike Vogler: „Das Wissen, über das Sie heute verfügen, ist in drei Jahren nur noch die Hälfte wert, in sechs Jahren nur noch ein Viertel, in neun Jahren nur noch ein Achtel. Spätestens in 20 Jahren ist Ihr und auch mein Wissen nur noch knapp ein Prozent wert, also quasi nichts. Natürlich nur unter der Prämisse, dass Sie sich ab heute zurücklehnen.“ Vor diesem Hintergrund sprach die Schulleiterin eine Empfehlung aus: „Damit Ihr Erfolg nicht auf heutigem Niveau stehen bleibt, sondern in Ihrem Berufsleben weiterwächst, braucht es vier Dinge: Den Rohstoff Wissen, die Handlung, also das Wissen auch anzuwenden, ein Ziel, damit man bereit ist, sich und sein Wissen auch weiterzuentwickeln, und Ausdauer. Daher gönnen Sie sich und Ihrem Erfolgsziel die entsprechende Zeit.“
Eine große Präsentation mit Fotocollagen, Blitzlichtern der zurückliegenden Jahre und vielen Zukunftsvisionen zeigte abschließend der Prüfungsvorsitzende Gregor Botzet und erntete dafür großen Applaus.
Nach Ausgabe der Gesellenbriefe erfolgte die Ehrung der Prüfungsbesten. Dies war bei den Maler- und Lackierer:innen Laura Röbig, Ruschke Gmbh & Co. KG, Hünfeld. Den Platz der Prüfungszweitbesten teilten sich Anna Haseneier, Klüber Putz GmbH, Künzell-Engelhelms, und Leon Joachim Weber, Colora GmbH, Neuhof. Die Prüfungsbeste der Fahrzeuglackierer:innen war Emmi Ackermann, Deisenroth & Söhne GmbH & Co. KG, Hünfeld. Die zweitbeste Prüfung legte Julian Kurz, Momberger Lack und Technik, Alsfeld, ab.
Danach folgte die humorvolle Einladung zum gemeinsamen „Spachteln und Verputzen“.